THE KOMMUNITY


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(Alle Fotos: (c) Anja Beutler)

The Kommunity untersucht die Handlungsfähigkeit im digitalen Zeitalter. Das Publikum wird mittels Kopfhörer zu Low-Tech-Cyborgs, die sich aus dem gemeinsamen politischen (Hör-) Raum des Theaterfestivals entfernen. In einem Separee werden filmische Bilder und der eigene Körper spielerisch miteinander überblendet – jenseits des Zwangs zur Identifikation mit einer Figur oder der eigenen Identität mit einem Ganzen, dem Spiegelbild. The Kommunity untersucht, wie sich diese Identifikation im Hören und Handeln, im Einüben einzelner Gesten abstreifen lässt. Eröffnet sich gerade dann ein neuer Bezug zu den Anderen – The Kommunity? 

The Kommunity setzt sich mit dem Entwurf anonymen Handelns auseinander, wie es Geoffroy de Lagasnerie in Die Kunst der Revolte für die Netzgemeinschaften favorisiert. Der französische Philosoph hofft, dass „die Subjekte der Verunreinigung durch die Ethik entkommen“ und so „Kämpfe möglich werden, die von jeglicher Besessenheit von dem Blick des Anderen befreit sind“. The Kommunity sucht dementgegen unreine Identitäten jenseits der Subjekte auf und befragt die Politiken der Besessenheit, wie sie sich bei den Hauka oder im Voudou finden lassen – und durch das Kino von Jean Rouch und Maya Deren zugänglich werden. Die Hauka, eine Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene Religion in Ghana, imitieren die Gesten der Kolonialherren und zersetzen in dieser Imitation deren Macht. The Kommunity versteht ihre durch youtube und andere Plattformen heute offen zugänglichen Filme als Archiv widerständiger Gesten, die nicht nur betrachtet werden sollen, sondern mit dem eigenen Körper nachgeahmt werden müssen. The Kommunity behauptet nicht weniger, als dass das Filmbild in dieser Praxis eine andere, performative Konstitution des Subjektes entwirft, die eine entscheidende Voraussetzung für das Handeln im digitalen Zeitalter bildet. Etwas anderes als eine durch Algorithmen vorhersehbare und kontrollierte Gesellschaft – wie sie in Samuel Becketts Fernseharbeit Quadrat skizziert wurde – scheint auf. 



The Kommunity is about agency in the digital age. The audience become low-tech-cyborgs via headphones. They leave the common political (acoustic) space. Lead to a cubicle, the own body becomes crossfaded with movie images – a practice beyond the forced identification with a figure or the identification with a whole, the mirror-image. The Kommunity explores how we could get rid of this identification by listening and acting, by excercising specific gestures. Is a new relation to the other about to begin – in the Kommunity?



The Kommunity discusses Geoffrey de Lagasnerie’s essay The Art of Revolt, that favours anonymous agency for net communities. Against his longing for purified subjects from ethics, the Kommunity looks for impure identities beyond the construction of the subject and politics of possession as one could find in Voudou or in the rituals of the Hauka, which became visible by the movies of Jean Rouch and Maya Deren. The Hauka, a religion that was established in the early 20th century, imitate the gestures of the colonial masters and disseminates with this imitation their power. The Kommunity understands their gestures, as they are available by youtube, as an archive that we should not only watch but perform with our own body. The Kommunity argues that the movie image proposes a different, performative constitution of the subject, that could become a decisive precondition for agency in the digital age. Something else than a society that is controlled and forseeable by algorithms – as Samuel Beckett alaready sketched in his tv-movie Quad I from 1981.